Thermounterwäsche richtig wählen: Material, Lagentechnik und Tipps beim Kauf

Redaktion
Oleksandra Silik

Wenn die Temperaturen Richtung Minus-Grade gehen und der Atem sichtbar wird, entscheidet die richtige Kleidung darüber, wie gut man durch den Tag kommt. Thermounterwäsche ist dabei mehr als eine Extraschicht – sie schützt vor Kälte, Feuchtigkeit und Energieverlust. Doch auf was muss man achten? Hier erfahren Sie das Wichtigste zu Materialien, Pflege und Kaufkriterien.

Gerade in der kalten Jahreszeit ist Thermounterwäsche ein unverzichtbarer Begleiter. Sie schützt den Körper vor Unterkühlung, sorgt für ein angenehmes Körperklima und beugt Erkältungen vor. Besonders für Menschen, die im Freien arbeiten oder sportlich aktiv sind, ist wärmende Unterwäsche essenziell.

Herbst und Winter: Mit Thermounterwäsche gegen den Temperatursturz

Thermounterwäsche bildet die Basis eines durchdachten Kälteschutzsystems. Sie liegt direkt auf der Haut, speichert Körperwärme und leitet Feuchtigkeit zuverlässig nach außen ab. Dabei ist die richtige Passform entscheidend: eng genug, um Wärme nah am Körper zu halten, aber atmungsaktiv, damit Schweiß rasch verdunsten kann – unverzichtbar bei Wind und Minusgraden.

Doch worin unterscheiden sich Thermounterwäsche und Funktionsunterwäsche? Dies hängt maßgeblich von der Aktivität und den Wetterbedingungen ab:

  • Thermounterwäsche ist speziell für kalte bis sehr kalte Bedingungen entwickelt. Ideal für längere Außenarbeit wie auf der Baustelle oder moderate Outdoor-Aktivitäten im Winter.

  • Funktionsunterwäsche punktet dagegen bei höherer körperlicher Belastung: Sie leitet Schweiß effizient ab und hält den Körper trocken – perfekt für intensive Sportaktivitäten wie Joggen oder Skifahren oder körperlich anstrengende Arbeit (z. B. auf Montage).

  • Multifunktionsunterwäsche kombiniert mehrere Eigenschaften in einem Produkt und setzt oft auf Mischgewebe (z. B. Merino und Polyester), um die Vorteile zu vereinen.

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Materialien von Thermowäsche und Funktionskleidung im Vergleich

Die Wahl des richtigen Materials bestimmt, ob Thermounterwäsche warmhält, angenehm sitzt und funktional bleibt. Hersteller bieten deshalb unterschiedliche Fasertechnologien an – von natürlicher Merinowolle bis zu synthetischen Fasern wie Polyester oder Polyamid. „Ein wesentlicher Punkt ist, ob man erwartet zu schwitzen oder eher schnell friert – das beeinflusst die Materialwahl erheblich“, erklärt Prof. Dr. Lutz Vossebein, Experte der Textiltechnologie und Geschäftsführer der Öffentlichen Prüfstelle für das Textilwesen der Hochschule Niederrhein.

Synthetische Fasern – robust und schnell trocknend

Polyester und Polyamid dominieren den Markt. Sie sind leicht, pflegearm und trocknen sehr schnell. Polyester leitet Schweiß effektiv nach außen und hat dazu eine gute wärmende Wirkung, erklärt der Mikrobiologe: „Polyester ist bei körperlicher Arbeit beliebt, weil Wasser auf seiner Oberfläche verdunstet und die Haut darunter warm bleibt. Wenn man hingegen ein nasses Baumwoll-T-Shirt trägt, entsteht durch die Verdunstung ein unangenehm kaltes Gefühl auf der Haut“.

Polyamid verhält sich ähnlich, kann aber etwas Feuchtigkeit speichern. Dadurch bleibt das Tragegefühl länger angenehm, ohne dass die Kleidung durchnässt. Außerdem ist Polyamid abriebfester – ein Pluspunkt für alle, die ihre Kleidung stark beanspruchen.

Nicht jeder Polyesterstoff ist gleich. Während die Faser grundsätzlich Feuchtigkeit gut ableitet (Wicking), speichern minderwertige Arten schnell Gerüche und fühlen sich unangenehm an. Der entscheidende Faktor ist die Verarbeitung: Strukturiert gearbeitete Fasern (z. B. Hohlfasern) sind atmungsaktiver als dicht gewobener Standard-Polyester. Achten Sie auf spezielle Technologien (z. B. Coolmax) und antimikrobielle Ausrüstungen (z. B. mit Silberionen) für bessere Geruchsresistenz. Für höchsten Komfort sind Flachnähte unerlässlich.

Merinowolle – natürliche Wärme mit Komfort

Kaum ein Naturmaterial reguliert Wärme und Feuchtigkeit so effektiv wie Merinowolle. Der Stoff kratzt nicht und isoliert auch dann, wenn er feucht ist – ein klarer Vorteil bei wechselhaftem Wetter oder längeren Ruhephasen. „Merinowolle ist eine stark wasseraufnahmefähige Faser“, erklärt Vossebein. „Sie kann eine Menge Feuchtigkeit binden und fühlt sich angenehm auf der Haut an.“

Mischgewebe – kombinierte Stärke in einem Stoff

Mischgewebe wie Merino-Polyester oder Merino-Polyamid vereinen die Vorteile beider Materialien: Wärmeisolierung, Feuchtigkeitsmanagement und Formstabilität. Allerdings sind sie schwieriger zu recyceln als reine Fasern. „Reine Wolle lässt sich gut biologisch abbauen, weil es ein organisches Material ist. Polyester kann recycelt zu Isolationsmaterial verarbeitet oder verstromt werden. Aber Mischgewebe müssen vor dem Recycling aufwendig getrennt werden – das ist energetisch sehr ressourcenintensiv“, so der Experte.

Materialien im Vergleich: Was eignet sich wirklich?
Material Vorteile Nachteile Einsatzbereiche

Synthetische Fasern (z. B. Polyester, Polypropylen)

  • Schnelltrocknend
  • Atmungsaktiv
  • Guter Feuchtigkeitstransport
  • Robust und pflegeleicht
  • Leichtes Gewicht
  • Neigt zur Geruchsbildung
  • Nicht wärmend im feuchten Zustand
  • Hohe körperliche Belastung
  • Indoor- und Outdoor-Sportarten
  • Winteraktivitäten mit hohem Feuchtigkeitstransportbedarf

Merinowolle (Natur)

  • Sehr gute Wärmeisolation, auch in feuchtem Zustand
  • Geruchsneutral und antibakteriell
  • Hautfreundlich
  • Angenehmes Körperklima
  • Lädt sich nicht statisch auf
  • Höheres Gewicht
  • Längere Trocknungszeiten
  • Aufwendige Pflege
  • Moderate Ausdaueraktivitäten
  • Kalte Temperaturen

Mischgewebe (Synthetik + Natur)

  • Kombination von Vorteilen (z. B. Wärme und Feuchtigkeitsmanagement)
  • Robust
  • Geruchshemmend
  • Qualität variiert je nach Zusammensetzung
  • Schwieriger recycelbar
  • Vielseitige Einsatzmöglichkeiten je nach Mischung geeignet für Sport oder Arbeit

Hygiene und Geruchsbildung bei Thermowäsche

Thermowäsche bleibt funktional und angenehm, wenn sie richtig gepflegt wird. Wäsche aus Polyester sollte häufiger gewaschen werden als Merinowolle. „Schweiß oder andere Flüssigkeiten bleiben an der Oberfläche des Gewebes haften. Das bietet Bakterien, die von der Haut stammen, ideale Bedingungen, um Stoffwechselprodukte zu bilden – genau diese verursachen oft unangenehme Gerüche,“ erläutert Vossebein. Wer Polyesterkleidung nicht regelmäßig wäscht, riskiert, dass sich Stoffwechselprodukte auf der Oberfläche ansammeln, wodurch die Kleidung auch nach dem Waschen schnell wieder riecht.

Merino hingegen wirkt antibakteriell: Die schuppige Oberfläche der Wollfaser erschwert es Bakterien, sich festzusetzen. So entsteht selbst nach längerem Tragen kein unangenehmer Geruch. Allerdings erfordert Merinowolle eine sanfte Pflege – sie sollte bei maximal 30 °C gewaschen werden, am besten mit einem speziellen Wollwaschmittel.

Schadstofffreiheit – auf Prüfsiegel achten

Wer sicher gehen will, dass Thermounterwäsche hautfreundlich ist, sollte auf unabhängige Prüfzeichen achten. Vossebein betont: „In Deutschland gibt es beispielsweise das ÖKO-TEX-Zertifikat (Standard 100) das garantiert, dass Textilien schadstofffrei sind. Es gibt unterschiedliche Klassen: Die höchste ist für Säuglingskleidung und Kleidung vorgesehen, die direkt auf der nackten Haut getragen wird“.

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Zwiebellook für Arbeit und Outdoor: Schicht für Schicht zu optimalem Kälteschutz

Gegen Kälte hilft nicht nur dicke Kleidung, sondern das richtige Schichtsystem. Das sogenannte Zwiebelprinzip basiert auf mehreren funktionellen Lagen, die gemeinsam Wärme, Trockenheit und Bewegungsfreiheit sichern. Grundsätzlich besteht es aus drei Schichten:

  • Basisschicht:

    Die erste Lage – meist Thermo- oder Funktionsunterwäsche – liegt direkt auf der Haut.

  • Isolationsschicht:

    Diese isolierende Schicht speichert die Körperwärme und besteht meist aus Wolle, Fleece- oder Kunstfasermaterialien, wobei sie immer zu Temperatur, Wetter und geplanter Aktivität passen sollte.

  • Außenschicht:

    Wind-, wasserdichte, zugleich aber atmungsaktive Membranjacken halten Nässe ab, ohne den Körper zu überhitzen. „Bevor Sie anfangen, zu schwitzen, gibt Ihr Körper bereits Wasserdampf ab. Membrane lassen ihn entweichen und schützen gleichzeitig vor äußeren Einflüssen wie Regen“, erklärt der Mikrobiologe. Fehlt diese Atmungsaktivität – etwa bei klassischen wasserdichten Regenjacken aus einem dicken, gummiartigen Material – staut sich die Feuchtigkeit am Körper und es resultiert ein unangenehmer Tragekomfort.

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Funktions- und Thermounterwäsche für die Arbeit

Für Menschen, die täglich im Freien arbeiten, ist wärmende Unterwäsche mehr als Komfort – sie schützt vor Unterkühlung, Muskelverspannungen und Erkältungen. Die Basisschicht sollte eng anliegen, ohne zu verrutschen. Besonders bei Bewegungen wie Bücken, Kriechen oder Klettern auf Leitern sind Details entscheidend: flache Nähte, verstärkte Bereiche an Knien und Gesäß sowie geruchsreduzierende Materialien erhöhen den Tragekomfort im Alltag.

„Wenn Sie im Handwerk tätig sind, müssen Sie oft persönliche Schutzausrüstung tragen. Diese Vorgaben schränken die Wahl der Kleidung ein. Dennoch ist es wichtig zu wissen, ob Sie eher schnell schwitzen oder frieren. Wenn Sie Ihre Arbeitsweise und die Wetterbedingungen kennen, können Sie Ihre Kleidung entsprechend auswählen“, rät Vossebein. „Merinowolle hat hervorragende thermophysiologische Eigenschaften: Sie nimmt Feuchtigkeit auf, riecht nicht so schnell und wirkt antimikrobiell. Allerdings ist sie teuer und fühlt sich nicht mehr angenehm an, wenn sie komplett durchnässt ist. Andere bevorzugen Polyester, weil es auch im nassen Zustand wärmt und auf der Haut ein warmes Gefühl erzeugt.“

Tipp für lange Arbeitstage:

Wechselkleidung bereithalten. Morgens mit einer wärmenden Schicht starten, mittags wechseln, wenn die erste Lage feucht ist. Das sorgt für optimalen Kälteschutz am Arbeitsplatz.

Kauf- und Pflegetipps von Thermounterwäsche

Bei dem Kauf von Thermounterwäsche ist es empfehlenswert auf persönliche Anforderungen und Vorlieben zu achten. Entscheidend ist der Einsatzzweck:

  • Arbeiten Sie drinnen oder draußen?

    Hersteller geben oft Komfortbereiche an. Modelle mit höheren Grammaturen, also Flächengewicht eines Materials, (z. B. 200–300 g/m²) sind wärmer; niedrigere Grammaturen (150 g/m²) eignen sich für gemäßigte Temperaturen.

  • Schwitzen Sie stark oder frieren Sie schnell?

    Achten Sie auf die verwendeten Materialien und deren Eigenschaften. Bei hoher Belastung zählt Atmungsaktivität und Feuchtigkeitstransport.

  • Sind Sie körperlich aktiv oder passiv?

    Achten Sie außerdem auf eine Passform: Eng anliegend ohne Einschränkungen – besonders an Bewegungszonen wie Schultern oder Knien. Moderne Hersteller setzen dabei auf sogenannte „Body-Mapping“-Konstruktionen: Bereiche wie Rücken, Achseln oder Bauch werden unterschiedlich dicht gewebt, um genau dort mehr Atmungsaktivität, Elastizität oder Robustheit zu bieten, wo der Körper sie braucht.

Wer die richtige Wahl trifft und auf Materialqualität sowie Pflege achtet, wird lange Freude daran haben – ob im Beruf oder in der Freizeit.

FAQ

Welche Thermounterwäsche ist am wärmsten?

Am wärmsten sind in der Regel Modelle aus reiner Merinowolle oder Merino-Mischgeweben. Sie isolieren gut und sind trotzdem atmungsaktiv.

Was trägt man unter Thermounterwäsche?

Bei guter Thermounterwäsche empfiehlt man meist, nichts darunter zu tragen. Der direkte Kontakt zur Haut sorgt für den besten Feuchtigkeitstransport. Viele tragen aus Hygiene- oder Komfortgründen trotzdem nicht-funktionale Unterwäsche darunter, was die Funktionalität beeinträchtigen kann.

Kann ich Baumwolle als Unterwäsche unter Funktionskleidung tragen?

Nein, Baumwolle saugt Feuchtigkeit (Schweiß) auf und gibt diese nur sehr langsam ab. Sie bleibt nass und kühlt den Körper dadurch stark aus.

Kann Thermounterwäsche Hautirritationen auslösen?

Wenn Rückstände von Waschmitteln nach dem Waschen in der Kleidung bleiben, kann es Hautrötungen oder Juckreiz auslösen. Deshalb sollte sie besonders gründlich ausgespült werden. Ein Wollwaschmittel ist oft die sanftere Wahl, da es einen niedrigeren, hautfreundlicheren pH-Wert hat.

Wie pflege ich Thermowäsche richtig?

Thermounterwäsche sollte stets nach den Herstellerangaben gewaschen werden – idealerweise im Fein- oder Schonwaschgang und ohne Weichspüler, da dieser die Atmungsaktivität beeinträchtigt. Kunstfaser ist robuster und verträgt häufigeres Waschen, während Merinowolle maximal bei 30 °C mit einem speziellen Wollwaschmittel gepflegt werden sollte. Zum Trocknen empfiehlt sich ein Wäscheständer statt Trockner, damit die Fasern elastisch und funktional bleiben.

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Oleksandra Silik

Veröffentlicht am 01.12.2025

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